Das Stadtradeln 2021 geht zu Ende, Rastede radelt weiter

Das Stadtradeln geht heute zu Ende, morgen bekomme ich meinen Autoschlüssel zurück. Ich glaube nicht, dass ich ihn so schnell brauchen werde. Denn obwohl wir unser Auto grundsätzlich nicht so oft benutzen, haben auch wir in diesen drei Wochen die Möglichkeiten für unseren Fahrradalltag noch erweitern können. Was hat uns das Stadtradeln sonst gebracht? Wir haben als Familie mehr Zeit gemeinsam verbracht und das wollen wir auf alle Fälle so beibehalten. Wir planen schon wieder die nächsten Ausflüge und auch längere Touren für die Sommerferien. Jede*r darf sich Ziele aussuchen und mitentscheiden oder auch allein für die anderen eine Route planen.

Das Stadtradeln hatte bei uns aber auch noch völlig unerwartete Nebeneffekte. Rastede radelt nach dem Ende der Stadtradeln-Aktion natürlich weiter und mir hat das Bloggen so viel Spaß gemacht, dass ich hier neben dem offiziellen Stadtradeln-Star-Blog auf der Stadtradelnseite der Gemeinde den Blog „Rastede radelt“ erstellt habe und weiterhin rund ums Thema Radfahren in Rastede „und um zu“ bloggen werde. Der „Nebeneffekt“ Bloggen hat übrigens auch unsere Kinder erfasst, die nun fleißig in passwortgeschützten Blogs über ihre vielfältigen Aktivitäten vom Radfahren bis zur Anlage eines Regenwurmwohngebiets im Garten berichten.

Nicht nur wir, sondern auch viele andere Rasteder*innen waren drei Wochen lang im Fahrradfieber, alle zusammen insgesamt 15 Tonnen CO2 eingespart. In der KGS war Radfahren DAS Thema. Der Wettbewerb hat allen viel Spaß gebracht. Die 6A3 ist mit fast 5000 zurückgelegten Kilometern unangefochtener Sieger. Noch mehr als der Wettbewerb stand in der KGS aber das Verbindende im Vordergrund, denn so unterschiedlich sonst die Interessen sind, Radfahren begeistert einfach (fast) alle. Und das ist für mich auch insgesamt der prägendste Eindruck, den ich vom Stadtradeln 2021 mitnehme: Das Radfahren verbindet sehr, sehr viele Rasteder*innen – und das ist sicherlich auch die beste Voraussetzung dafür, dass Rastede zu einer rundum fahrradfreundlichen Gemeinde wird. Zum Abschluss der Stadtradeln-Aktion möchte ich diese Vielfalt noch einmal sichtbar machen, und zwei ganz unterschiedliche Rasteder Stadtradeln-Teams vorstellen: mein eigenes Team „Brains on Bikes“, das die Vielfalt und das große Interesse am Thema Radfahren innerhalb der KGS widerspiegelt, und das Team der Firma ESD-Feuerschutz, das in drei Wochen ganze 329 Kilometer pro Kopf zurückgelegt hat.

Brains travel on Bikes

ist ein Unterteam der KGS, das ich am ersten Tag der Stadtradeln-Aktion für alle radbegeisterten KGS-Personen gegründet habe, die sonst kein Team hätten. Auf den ersten Blick mag man mit einem KGS-Unterteam nicht die größte Vielfalt verbinden, denn das sind doch sicherlich hauptsächlich Schüler*innen, oder? Ja, das schon. Aber wer viel mit Jugendlichen zu tun hat weiß, wie selten es ist, (a) dass sich Schüler*innen aus drei Jahrgängen zu einem Team zusammenfinden, (b) dass sie selbstständig weitere Schüler*innen motivieren und (c) dass sie eine Mitarbeiter*in der Caféteria als Teammitglied anheuern. Auf den Fotos 3 bis 6 sind einige der 26 Brains on Bikes zu sehen. Ich habe sie natürlich auch befragt, wie sie das Rad im Alltag nutzen und wie sie sich ein fahrradfreundliches Rastede vorstellen.

Wie nutzt ihr das Fahrrad im Alltag?

Anna: Ich nutze das Fahrrad, um kürzere Strecken zurückzulegen. Außerdem bereitet es mir besonders am Wochenende Freude, schöne Strecken mit dem Rad zurückzulegen (zum Beispiel entlang der Hunte). Wenn es nicht notwendig ist, lasse ich das Auto stehen, um Emissionen einzusparen. Außerdem hat Bewegung auch noch niemandem geschadet.

Gesche: Ich nutze das Fahrrad, um in die umliegenden Ortschaften zu gelangen. Für weitere Strecken bin ich bemüht, den Zug zu nutzen. Meine Motivation ist der Klimaschutz und die Selbstständigkeit.

Tobias: Ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Schule, und mache gelegentlich auch Radtouren (z.B. nach Wilhelmshaven). Fahrradfahren macht Spaß, man hat ein Gefühl des „Stolzes“, wenn man weit entferntes Ziel mit dem Fahrrad erreicht hat.

Was läuft schon gut in Rastede, wo siehst du noch Probleme?

Anna: Die Akzeptanz gegenüber Fahrradfahrern*innen ist in letzter Zeit deutlich gestiegen. Ein Problem sind allerdings geteilte Rad- und Fußwege und auch einseitige Fahrradwege.

Gesche: Ich wünsche mir breitere Radwege in die umliegenden Ortschaften, damit es mit Gegenverkehr oder Überholen nicht so eng ist.

Lara: In Rastede müssen grundsätzlich mehr Radwege gebaut bzw. ausgebaut werden, damit man sicher unterwegs ist.

Kjell: Innerhalb der nächsten 3 Jahre wird in Loy Glasfaser verlegt, gefördert vom Landkreis, einen direkten Fahrradweg zwischen Loy und Rastede gibt es dagegen nicht. Nach Loy führen nur Radwege über Wahnbeck oder das Gewerbegebiet ‚Autobahnkreuz Oldenburg Nord. Der Bürgerbus kommt, sofern er nicht Corona-bedingt ausfällt, alle 1½ Stunden, allerdings nicht vor 8Uhr oder nach 19Uhr und auch nicht am Wochenende. Auf der direkten Verbindung zwischen Loy und Rastede (Loyer Weg/Hankhauser Weg) gibt es kein Schild zur Geschwindigkeitsbegrenzung und keinen Fahrradschutzstreifen. Daher bleibt den Schüler*innen nur der Sandweg durch den Wald – extra Krafttraining bei frischer Waldluft inklusive. Oldenburg ist mit dem Wesersprinter besser an Loy angebunden, als Rastede.

Was muss sich deiner Meinung nach verändern, damit das Ammerland bis 2030 zum Fahrradland werden kann?

Anna: Der Ausbau von Radwegen müsste vorangetrieben werden. Außerdem wäre es wichtig, dass Fahrradfahrer*innen von Autofahrern*innen als ebenbürtige Verkehrsteilnehmer*innen akzeptiert würden.

Gesche: ausgebaute Radwege (z.B. glatter Asphalt, manche Radwege sind aufgrund von Schäden sehr blöd zu fahren); Fahrradschnellstraßen; in Ortskernen einige Teile der Parkplätze durch Fahrradstellplätze ersetzen, damit das Autofahren innerhalb eines Ortes unattraktiver wird; ein Fahrradleihsystem (normale Räder, aber auch Lastenräder) mit vielen einzelnen Standorten im Ammerland;

Tobias: Endlich mal die Schlaglöcher beseitigen, endlich mal kein Pflaster, sondern Teer auf Radwegen benutzen!

Warum sollten noch mehr Rasteder*innen noch öfter mit dem Rad fahren?

Anna: Jede zurückgelegte Strecke mit dem Fahrrad ist eine Strecke ohne ausgestoßene Emissionen und somit auch ein Schritt in Richtung Klimaschutz: Jeder kann hier etwas bewirken!

ESD-Feuerschutz

Zusammen mit meinem Sohn habe ich auch das Stadtradeln-Team der Firma ESD-Feuerschutz besucht, das uns sehr freundlich aufgenommen und alle Fragen beantwortet hat. Bei den sechs Teammitgliedern ist die Radbegeisterung so groß, dass die Firma sogar einen eigenen Pokal für den firmeninternen Stadtradeln-Sieger anfertigen lassen hat.

Wie nutzen Sie das Fahrrad im Alltag und was ist Ihre persönliche Motivation?

Torsten Drieling: Ich habe ein normales Herrenrad und fahre damit häufig zur Post oder alles was sich in der näheren Umgebung befindet . Auch am Wochenende fahren wir gerne Fahrrad. Es hilft mir Fit zu bleiben, es geht schneller und ich habe Bewegung an der frischen Luft. Man sieht viel mehr von der Gegend.

Sylvia Stumpf: Ich habe ein City Fahrrad ohne Akku. Ich nutze es viel im Alltag. Ich möchte etwas von der Natur sehen. Mit dem Auto rauscht man nur so vorbei und bekommt nicht wirklich was mit. Wir haben 4 Kinder und da muss man sich fit halten. Unsere Kinder fahren gerne mit dem Fahrrad zur Schule zum Verein oder Freunde besuchen. Auch für kurze Strecken nehme ich sehr gerne das Fahrrad.

Anke Drieling: Vor dem Stadtradeln habe ich das Fahrrad nur selten genutzt für Sonntagsfahrten oder kurze Strecken in den Ort. Jetzt fahre ich jeden Morgen ca. 10 km zur Arbeit und wieder zurück. Ich möchte fitter werden und das Fahrradfahren macht mir Spaß.

Wiebke Drese: Ich habe ein E-Bike, nutze aber auch viel mein altes Hollandrad. Alles, was im Ort zu erledigen ist, versuche ich möglichst mit dem Rad zu erledigen. Mein Motivation ist die persönliche Fitness und Radfahren nimmt unheimlich viel Stress und Hektik aus dem Alltag, man kann dabei gut nachdenken und abschalten.

Was läuft schon gut in Rastede, wo sehen Sie noch Probleme, was wünschen Sie sich?

Torsten Drieling: So weit läuft es gut in Rastede, allerdings ist die Einbahnstraßen-Regelung im Ort etwas hinderlich, weil man immer die Straßenseite wechseln muss . Ich hoffe, dass viele Menschen wieder die Vorteile am Fahrradfahren entdecken. Häufig ist es so dass man aus Gewohnheit mit dem Auto fährt.

Sylvia Stumpf: Ich wünsche mir eine Verbesserung der Radwege, mehr Stellplätze für Fahrräder und mehr Umwelt- und Klimabewusstsein der Bürger.

Anke Drieling: Es gibt viele Fahrradwege, die sehr schlecht sind oder zu eng.

Wiebke Drese: Im Grunde läuft es schon gut. Es fehlt allerdings an Abstellplätzen für Räder. Einige Strecken sind katastrophal, zum Beispiel der Pottsweg. Auch die Radwege an der Raiffeisenstraße bis Borchers, egal auf welcher Seite, sind in einem wirklich schlimmen Zustand. Ich wünsche mir ein höheres Umweltbewusstsein bei den Bürgern und mehr Akzeptanz und Rücksichtnahme auf Radfahrer im Straßenverkehr.

Ich bedanke mich bei den Brains on Bikes, beim ESD-Team, aber auch allen anderen Radbegeisterten, die mir in den letzten drei Wochen geduldig alle meine Fragen beantwortet haben. Ich selbst wünsche mir, dass Rastede 2022 wieder beim Stadtradeln dabei ist, dass dann noch viel mehr Menschen mitmachen und dass es auch noch mehr Stadtradeln-Stars gibt, die ihren Autoschlüssel für drei Wochen bei Herrn Kobbe im Rathaus abgeben.